Künstliche Intelligenz im HR
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Level: Advanced
Wie kann Künstliche Intelligenz für Human Resources eingesetzt werden? Diese Frage haben sich Expertinnen und Experten in der Folge „Generative AI and the future of HR“ des McKinsey Talks Talent Podcasts gestellt. Wir haben dir die wichtigsten Punkte aus dem Gespräch zwischen Bryan Hancock, Bill Schaninger, Lareina Yee und Lucia Rahilly übersetzt und zusammengefasst.
Wie funktioniert generative KI?
Die “Kunst” der generativen KI besteht darin, die nächstbeste Antwort vorzuschlagen. Dabei muss man beachten, dass beispielsweise ChatGPT nicht immer die richtige Lösung bietet, aber die logischste. Bryan Hancock hat ChatGPT etwa nach seiner eigenen Person gefragt. Es wurde angegeben, dass er in Cornwall studiert habe, was aber nicht stimmt. Aufgrund seines beruflichen und privaten Hintergrunds wäre Cornwall die passendste Antwort. Tatsächlich hat er aber an der University of Virginia studiert. ChatGPT sucht sich immer die Lösung heraus, die mit der höchsten Wahrscheinlichkeit richtig ist. Der innere Prozess ist also weniger ein „Wissen“ als eher ein „Abwägen“ und „Berechnen“.
Was macht die KI-Anwendungen heute so besonders?
Die Geschwindigkeit, mit welcher sich KI durchsetzt, übersteigt alles bisher Dagewesene. ChatGPT 3.5 wurde im November 2022 gelauncht und hatte innerhalb von nur 5 Tagen über eine Million Nutzer:innen. Es gibt einen Grund für den regelrechten Hype.
Technologien wie ChatGPT machen KI für alle Menschen zugänglich. Was früher nur einem kleinen (Fach-)Personenkreis möglich war, kann nun Jeder spielend leicht nutzen. Man muss kein:e Informatiker:in sein und Hintergründe verstehen, um die KI-Technologie zu nutzen und es spielt keine Rolle, wie alt man ist, wo man her kommt oder welchen Bildungsgrad man hat.
ChatGPT und allgemein conversational AI finden nicht nur in der Informatik und der Forschung Anwendung. Sie können in nahezu allen Berufen eingesetzt werden und bestimmte Tätigkeiten übernehmen. Sogar in traditionellen Handwerksbetrieben, wo der Nutzen zunächst nicht offensichtlich ist: Routinemäßige Arbeiten, Sachbearbeitung, Kundenkontakt, Erstellung von Dienstplänen etc. können hier von KI übernommen werden und somit mehr Arbeitszeit für die handwerkliche Arbeit freischaufeln. OpenAI schätzt, dass KI in 80 % aller existierenden Berufe sinnvoll und effizient eingesetzt werden kann.
Was bedeutet künstliche Intelligenz für Recruiter:innen?
Laut der Expert:innen kann KI den Recruitingprozess auf verschiedene Weisen nachhaltig und positiv beeinflussen:
1) Mit generativer KI, wie ChatGPT eine ist, können Personaler:innen und Manager:innen passendere Stellenprofile verfassen. Die KI kann genau die Fähigkeiten ermitteln, welche für bestimmte Aufgaben nötig sind. Die Stellenanforderung muss danach zwar immer noch geprüft werden, dennoch kann die KI den Prozess und die Qualität enorm verbessern.
2) Generative KI kann bei der persönlichen Ansprache von Bewerber:innen helfen, was besonders für große Unternehmen mit sehr vielen Bewerber:innen von Vorteil ist. Je mehr Bewerber:innen vorhanden sind, desto schwieriger ist es, alle individuell zu behandeln. Die KI kann dir maßgeschneiderte Informationen über jeden Bewerber und jede Bewerberin liefern und zudem passende Stellen für sie oder ihn finden. Falls ein:e Bewerber:in nicht passt, kann die KI andere passende Stellen für ihn oder sie vorschlagen. Die große Herausforderung hierbei ist, dass du klare Leistungsstandards schaffen musst und das, ohne auf personenbezogene Daten zurückzugreifen. Wenn du ausschließlich interne Unternehmensdaten verwendest, beziehst du dich außerdem nur auf Personen und deren Skills, die du bereits eingestellt hast. Unter Umständen gibt es wichtige Skills für deine Stellen, von denen du noch gar nichts weißt. Personen, die diese Skills besitzen, werden dann von vornherein aussortiert. Das ist besonders bei neuen Stellen, die vorher noch nie besetzt waren, problematisch, da du hier noch überhaupt keine Erfahrungen zu den benötigten Skills hast.
3) Generell gilt die Annahme, dass bei der Auswahl von Mitarbeiter:innen zu viel Wert auf Zeugnisse und Titel gelegt wird und das Wesentliche – die tatsächlichen Fähigkeiten – in den Hintergrund geraten. KI kann dir dabei helfen, Muster und Ausdrucksweisen in Bewerbungen zu identifizieren, die Indizien oder Beweise für bestimmte Fähigkeiten sind. Du findest damit also heraus, wie Bewerber:innen über bestimmte Skills sprechen, auch wenn sie diese nicht direkt wörtlich nennen. So findest du vielleicht Bewerber:innen, die zwar keinen Hochschulabschluss haben, dafür an ihrem Arbeitsplatz erstaunlich viel mehr als andere gelernt haben.
Was bedeutet die KI für die (persönliche) berufliche Entwicklung?
Auch aus Bewerber:innen-Sicht kann die KI einiges erleichtern. Es gibt genug Kandidatinnen und Kandidaten, die ihre Fähigkeiten kennen, aber nicht wissen, für welche Jobs sie sich damit qualifizieren und wo sie damit glänzen können. Ein Austausch mit einem Chatbot kann hier helfen, die Möglichkeiten auszuloten. Das ganze kann man dann noch weiter stricken und die KI nach den typischen Aufgaben im Berufsfeld fragen, nach den erforderlichen Lernerfahrungen etc.
Auch Umschulungen und Quereinstiege kann die KI erleichtern. Arbeitnehmer:innen müssen nicht mehr darauf warten, dass sie jemand umschult. Sie können aktiv auf die KI zugehen und in Erfahrung bringen, welche Jobs noch zu ihnen passen könnten, was die Vor- und Nachteile sind, welche Rollen es noch im Unternehmen gibt, usw.
KI bei der Einarbeitung neuer Mitarbeiter:innen
Bryan Hancock erwähnt eine Studie von Erik Brynjolfsson, die sich mit Callcenter-Mitarbeiter:innen beschäftigt hat. Es kam heraus, dass die KI erfahrenen Mitarbeiter:innen beim Ausführen ihres Jobs nicht mehr besonders viel weiterhelfen kann. Für neue Mitarbeiter:innen hingegen war sie sehr hilfreich, da mit der Unterstützung von einer generativen KI das institutionelle Wissen über das Unternehmen, die Produkte und die Probleme der Kundinnen und Kunden viel schneller zur Verfügung stand. Sie konnten einfach darauf zugreifen, ohne lange recherchieren zu müssen. Die Produktivität schoss demnach enorm in die Höhe.
Unterstützung bei der Leistungsbewertung
Auch bei der Bewertung der Leistung kann die KI unterstützen- Nicht falsch verstehen: Die Leistung eines Mitarbeiters oder einer Mitarbeiterin sollte IMMER von einem anderen Menschen überprüft und nicht komplett der KI überlassen werden. Dennoch kann die KI vor allem dann helfen, wenn schriftliche Feedbacks eingeholt beziehungsweise abgegeben werden. In regelmäßigen Abständen kann die KI eine Zusammenfassung der Feedbacks erstellen und alle relevanten Punkte darstellen. Zwingend erforderlich ist dafür aber, dass Mitarbeiter:innen in regelmäßigen Abständen schriftliche Feedbacks abgeben. Von nichts kommt nämlich nichts.
Verzerrung & Risiken
KI ist kein Wundermittel – auch die Nutzung generativer AI bietet Risiken und Schwachstellen, die du dir bewusst machen musst:
1) KI kann Vorurteile verstärken. KI kann nur mit Informationen arbeiten, die ihr zur Verfügung gestellt werden. Da wir Menschen oft in unserer eigenen Blase leben, übertragen wir diese Blase auf unsere KI-Nutzung und verstärken diese damit noch weiter. Im Interview wird das Beispiel von US-amerikanischen Teamsportarten genannt: Nehmen wir an, du bist Recruiter:in und beschreibst einige verschiedene Qualifikationen. Du siehst dir städtische Talentzentren an und entscheidest, dass Lacrosse-Kapitäne wünschenswert sind. Das sind Mannschaftssportarten mit Kapitänen und Führungsqualitäten, die du für deine zu besetzende Stelle gebrauchen kannst. Wenn du dir aber die demografischen Daten ansiehst, ist beispielsweise die Gruppe der Basketballspieler in den Städten ganz anders als die der Lacrosse-Spieler. Wenn man also Lacrosse in den Vordergrund stellt, findet man in der Regel mehr junge weiße männliche Führungskräfte, während man beim Basketball vielleicht mehr Afroamerikaner oder Latinos findet. Im Softball sind es beispielsweise vermehrt Frauen? Die Auswahl der Sportart dient als Filter. Du musst dir immer bewusst sein, dass dies für alle Anwendungsfälle der KI gilt: Das, was du angibst, dient als Filter.
2) KI kann dafür sorgen, dass wir als Individuen weniger interessant werden, besonders in Berufen, wo kreatives Arbeiten gefordert ist. Beispiel: Bisher hast du 6 Artikel pro Woche geschrieben, mit KI schaffst du bis zu 12 pro Woche. Damit wirst du zwar produktiver, allerdings hast du auch weniger Zeit, dich wirklich kreativ mit deinen Aufgaben auseinanderzusetzen. Das ist eine Fähigkeit, die dir die KI nicht abnehmen kann. Somit wird der Output weniger interessant und weniger kreativ, während das Pensum aber steigt.
3) Risiken sollten sofort mitgedacht werden. Prinzipiell gilt: Mache dir Gedanken über möglicherweise auftretende Probleme, bevor du die neue Technologie in Prozesse integrierst. Nur weil du plötzlich ein mächtiges Tool an die Hand gegeben bekommst, welches deine Arbeit einfacher machen soll, heißt das nicht, dass die Planung und Implementierung auch einfach ist.
Hier geht’s zur original Quelle.
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